Wie unsere Meditationsleiterin Christine den Zen-Weg fand

Mein Zen-Weg  begann so, wie dies auch von vielen Menschen mit „besonderen“ Erfahrungen, sei es eine „Zeitlupenerfahrung“ bei einem gerade noch gut ausgehenden Unfall oder – auch noch extremer – bei einer Nahtoderfahrung oder einer sonstigen schweren Lebenskrise, beschrieben wird: „ganz unten“ angelangt, taucht in tiefer Demut die Erkenntnis auf, dass man auf außergewöhnliche Hilfe „von  oben“ angewiesen ist. Zumeist ist ein solches Erleben mit einer Erfahrung des plötzlich „In-sich-Eins-Seins“ verbunden. Doch dabei bleibt es nicht allzu lange, der Alltag erfordert es bald, den Berggipfel wieder zu verlassen…

Und dann beginnt die Suche, das ErInnerte wieder zu erlangen, zu erneuern, zu festigen.

So geschah es auch mir kurz nach dem Beginn des 29. Lebensjahres – damals war es noch nicht leicht über „besondere“ Erfahrungen zu sprechen, aber irgendwie begann ich eine gute Körperhaltung einzunehmen, um achtsam „ins Innere“ zu gelangen.

Beim Salatputzen – damals war Salat noch in Zeitung eingewickelt – entdeckte ich, dass in einem Stift im Mühlviertel ein „Zen-Einführung-Seminar“ angeboten wird – die Zeitung war alt, das Bildungsangebot  fürs nächste Jahr aufrecht. Und da ich bereits in einem Buch über Zen gelesen hatte – in den 70iger Jahren war die Zen-Literatur nur sehr spärlich – ging es im nächsten Frühling ins Mühlviertel – und mein nun bald 50ig-jähriger Zen-Weg begann.

Sitzen in Kraft und Stille bringt es ans Licht, und übende Dharma-Schüler  erkennen nach und nach: Leiden ist unumgänglich, Schmerz ist optional.

So gestaltete sich zunehmend mein Lebensweg ins Ruhigere durch Akzeptanz.

Als dann nach einigen Jahren auch mein damaliger Ehepartner begann Zen zu üben  und wir, wie es die Zen-Meisterin Aya Khema nennt „2 sind schon eine Gruppe“ miteinandererl den Zen-Weg gingen, erlebte ich trotz des „ganz normalen Wahnsinns“, den das kleine Ego so gerne beschert, eine harmonische Zeit mit Haushalt, Angehörigenpflege, Kindererziehung.

Und das war gut so, denn das Schicksal forderte. Nach dem frühen Tod meines ersten Mannes kam dann mitten in die Trauerzeit der notwendende Wiedereinstieg in den Beruf. Zu Hilfe kam mir in dieser schweren Zeit als Alleinerziehern zweier noch nicht erwachsenen Töchter der Zen-Weg: Sitzen ind Kraft und Stille, in Stille und Kraft.

Im Erstberuf war ich Redakteurin in einer kleinen Wochenzeitung und da ein Wiedereinstieg nicht gerade als familienfreundlich anzusehen war, nahm ich eine Stelle als Chefsekretärin eines großen Autokonzerns an. Eine turbulente Zeit mit großen Herausforderungen, die so eine „Kommandobrücke“ mit sich bringt, begann. Diverse Weiterbildungen, Kommunikationskurse, NLP trugen zur Stärkung der emotionalen Resilienz bei. Hauptpfeiler war auch da wieder der Weg des Zen mit seiner Klarheit in der Übung  „nur Sitzen“.

Lust auf Neues bewog mich dann – mittlerweilen schon über 50 und wieder glücklich verheiratet – dazu, die Diplom-Ausbildung in Gesundheits – und Krankenpflege zu beginnen. Mein besonderes Interessse galt hier – ausgehend vom bereits bekannten NLP – allen psychobiografischen Pflegemodellen, dem weiten Feld der Arbeit mit dementen Menschen. In diese Zeit fiel meine Arbeit „Aufbau der Übergangspflege im Tennengau“ – wunderbar – kein Arbeitstag wie der andere!!!

Nach jahrelanger Pflege der Mutter ergab sich dann im Pensionsalter die Ausbildung zur „Diplom Lebens-und Sozialberatung“ – eine äußerst wertvolle Zeit für mich zur Selbstreflektion – voller Neugier  auf „wer bin ich?“ , auf das SO HAM des Zen-Weges.

„Sitzen in Stille“ braucht auch ein DO, ein Körper-Geist-Training. Shodo, Aikido, Judo etc.- ich entschied mich dann vor 14 Jahren zu einer Pilates-TrainerInnen-Ausbildung beim BFI mit Christian Gasch. Pilates trainiere ich nach dem morgendlichen Zazen täglich mit meinem Mann und leite mit großer Freude auch VHS- Pilates-Grundkurse.

Altersbedingte Einschränkiungen  (Rheuma, Sehkraftverlust durch AMD) machen den Alltag nicht gerade leichter. Aber meine großen Vorbilder sind meine Zen-Meister (östliche wie westliche, Nagya Roshi, Graf Dürckheim, Pater La)ssalle) die bis ins hohe Alter „die Früchte des Dharma“ weitergegeben haben.

In der Corona-Zeit kam ich via YouTube zum hochgeschätzten Zen-Meister Hinnerk Polenski (nunmehr jünger als ich, aber auch mit Graf Dürckheim beginnend…) und entdeckte zu meinem Erstaunen, dass die Vita-Zen-Lounge in Salzburg  mit ihm gegründet wurde. Seither habe ich nun, im Tennengau lebend, vorort meine Sangha, der ich (mittlerweilen Dharma-Schülerin bei Meister Hinnerk ) sehr verbunden bin. „Die Früchte des Dharma nicht zurückzuhalten“ ist ein Daishin–Sila,  und so übernehme ich gerne die Leitung eines „weekend-beginning-Zazen“ am Freitag nachmittag von 16.30 Uhr bis 18 Uhr – so gut ich das vermag!

I shin den shin

Christine